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Internationale Projekte

Zurzeit befinden sich zwei Projekte zur Bekämpfung der Chagas-Krankheit in Südamerika in der Vorbereitungsphase. Eines dieser Projekte wird in Kolumbien durchgeführt, das andere in Venezuela. Die Chagas-Krankheit wurde bereits vor der Corona-Pandemie kaum beachtet und während der Pandemie wurde sie komplett vernachlässigt. Trotz des enormen epidemischen Gesundheitsproblems gab es keine nennenswerten Studien, Feldforschungen oder Behandlungen.

Deshalb sollen diese beiden Projekte in Kolumbien und Venezuela durchgeführt werden, um zu untersuchen, wie sich die Situation durch die Corona-Pandemie verändert hat und wie groß das Problem derzeit ist. Ziel ist es auch, neue spezifische Therapien für infizierte Personen zu entwickeln.

Chagas-Krankheit im Überblick

Die Chagas-Krankheit ist eine tödliche endemische Infektionskrankheit auf der westlichen Hemisphäre, die in Europa nur Tropenmedizinern bekannt ist. Die Krankheit, auch bekannt als amerikanische Trypanosomiasis, wird durch den einzelligen Blutparasiten Trypanosoma cruzi verursacht, der hauptsächlich durch den Stich der Chagas-Raubwanze übertragen wird.

Die Infektion bleibt oft unentdeckt und die Erkrankung bricht erst Jahre später aus, was dann meistens schon chronisch und oft fatal ist. Die Blutparasiten befallen im Blutkreislauf zirkulierende Körperzellen, um sich dort zu replizieren. Die Chagas-Krankheit ist endemisch in Mittel- und Südamerika sowie einem großen Teil der USA und betrifft mehr als 20 Millionen Menschen. Viele von ihnen sterben vorzeitig, meist an Herzkomplikationen wie Myokarditis (Herzmuskelentzündung) oder Perikarditis (Herzbeutelentzündung).

Diese Komplikationen resultieren oft aus chronischen Entzündungen und Fibrosen, die das Myokard fortschreitend schädigen. In fortgeschrittenen Stadien zeigt sich die Krankheit oft als dilatative Kardiomyopathie. Es kann auch zu einer Zerstörung der Ganglienzellen des Darms kommen, was zu einer segmentalen Lähmung der Speiseröhre oder des Dickdarms führen kann, die als Achalasie oder Darmverschluss enden kann.

D A T E N

20 Millionen Infizierte weltweit

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190.000 jährliche Neuinfektionen

Neuinfektionen

48.000 jährliche Tote

Chagastote

170 Millionen von Infektion bedroht

Infektion posibel

Infektion

VERTIKALE ÜBERTRAGUNG

  • Stich der Chagas Raubwanze

HORIZONTALE ÜBERTRAGUNG

  • Mutter-Ungeborenes-Übertragung
  • Bluttransfusionen
  • Organtransplantationen
  • den Verzehr ungekochter, kontaminierter Lebensmittel
  • eine versehentliche Exposition im Labor

Mehr als 130 Arten der Chagas Raubwanze können den Parasiten T. cruzi übertragen. 

Entstehung und Entwicklung des Krankheitsbildes

Etwa 60 % der Personen, die mit kryptischen T. cruzi-Infektionen infiziert sind, führen ein vollkommen gesundes Leben, wie jede andere Person, die nicht an dieser Protozoen-Infektion leidet. Die restlichen T.-cruzi-Infektionen führen jedoch zu klinischen Manifestationen der Chagas-Krankheit. Eine Erstinfektion, die am häufigsten bei Kindern unter 10 Jahren durch den Triatomin-Vektor übertragen wird, bleibt vom Patienten und Arzt in der Regel unbemerkt, solange keine Symptome und Anzeichen einer akuten Erkrankung vorliegen.

Etwa 99,5 % der mit T. cruzi infizierten Bevölkerung entwickeln in Abwesenheit klinisch festgestellter Symptome oder Anzeichen einer Krankheit ein Zwischenstadium einer chronischen Infektion. Sie zeigen jedoch spezifische Nukleinsäureprofile und Serumantikörper gegen T. cruzi-Antigene. Einige klinisch stumme, aber chronisch infizierte Patienten können positive Hämokultur- und/oder Xenodiagnose-Ergebnisse liefern.

Die Infektionsverläufe werden in akute, intermediäre und chronische Stadien unterteilt.

Symptome der Chagas Krankheit

Akute Phase der Chagas Krankheit

Etwa 10% der mit Chagas infizierten Personen zeigen akute Symptome. Die Stichstellen der Chagas-Raubwanze – meist sind es mehrere nebeneinander – schwellen dunkelrot und punktförmig an. Auch nahegelegene Lymphknoten können anschwellen und Schmerzen verursachen. Wenn der infizierte Kot in die Augen gelangt, kann eine Konjunktivitis, bekannt als Romaña-Syndrom, entstehen.

Weitere Symptome können sich innerhalb weniger Tage nach der Infektion entwickeln, einschließlich:

  • Bauchschmerzen
  • Fieber
  • Atemnot
  • Durchfall
  • Vergrößerung der Leber

Bei Säuglingen und Kleinkindern, die am häufigsten von der akuten Chagas-Krankheit betroffen sind, können zusätzliche Komplikationen auftreten, die in bis zu 8% der Fälle tödlich enden:

  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
  • Gehirnentzündung (Enzephalitis)

Die Symptome der akuten Chagas-Krankheit können bis zu 7 Monate andauern.

Latenzphase der Chagas Krankheit

Über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten können die Erreger der Chagas-Krankheit unbemerkt im Körper vorhanden sein, ohne Symptome zu verursachen. Wenn das Immunsystem geschwächt ist, können jedoch wiederkehrende Symptome der akuten Phase auftreten.

Chronische Phase der Chagas Krankheit

Etwa 30 Prozent der mit Chagas-Krankheit infizierten Personen entwickeln eine chronische Form der Krankheit. Dabei kann es zu einer Herzmuskelentzündung und einer chronischen Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt, kommen, die zu plötzlichem Herztod führen kann. Weitere mögliche Symptome sind Luftnot bei geringer Anstrengung, Lungenödeme, Brustenge, Schmerzen in der Brust (Angina pectoris), Herzrhythmusstörungen, arterielle Embolien, Herzrasen, Herzstolpern und Erweiterung des Herzens (Megacor).

In etwa 10 Prozent der Fälle können bei chronischer Chagas-Krankheit auch Verdauungssymptome auftreten, wie beispielsweise eine Vergrößerung des Darms (Megakolon) oder der Speiseröhre (Megaösophagus). In der Anfangsphase können vermehrt Durchfall und starke Bauchschmerzen auftreten, gefolgt von Übelkeit, Schüttelfrost, Erbrechen, Verstopfung und Herzrasen. Ohne Behandlung kann das Megakolon zu einer Darmperforation führen, die tödlich enden kann. Auch eine indirekte Beteiligung der Lunge und des Nervensystems sind möglich.

Diagnostik der Chagas Krankheit

Während der akuten Phase der Infektion zirkulieren T. cruzi Parasiten im Blut, welche durch eine mikroskopische Untersuchung eines Blutausstrichs nachgewiesen werden können. Hierbei wird ein dicker und dünner Blutausstrich angefertigt und eingefärbt, um die Parasiten darzustellen.

Die Diagnose der chronischen Chagas Krankheit wird anhand des klinischen Befunds des Patienten sowie der Wahrscheinlichkeit einer Infektion gestellt, z.B. wenn der Patient in einem endemischen Gebiet für Chagas Krankheit gelebt hat. Generell wird die Diagnose durch den Nachweis von parasitenspezifischen Antikörpern IgM und IgG gestellt.

Therapie der Chagas Krankheit

Zur Therapie der Chagas-Krankheit werden hauptsächlich zwei Antiprotozoika eingesetzt, die einzellige Parasiten abtöten: Benznidazol, das 1970 entwickelt wurde, und Nifurtimox, das 1967 entwickelt wurde.

Beide Chemikalien haben neurotoxische und immunsuppressive Eigenschaften, und in vielen Fällen muss die Therapie abgebrochen werden. Kontraindikationen bestehen bei beiden Medikamenten für Schwangere sowie für Patienten mit Nieren- oder Leberschäden.

Eine Behandlung ist nur in der akuten Phase der Infektion mit begrenztem Erfolg durchführbar.

Gegenwärtig werden weniger als 1 % der Infizierten einer Behandlung unterzogen, was möglicherweise auf die hohen Kosten zurückzuführen ist. Die Behandlungskosten belaufen sich durchschnittlich auf 12.000 Euro pro Patient, obwohl die verwendeten Chemikalien kostenlos über die WHO an betroffene Länder verteilt werden.

Prophylaxe

T. cruzi betraf vor Tausenden von Jahren ausschließlich wild lebende Tiere, breitete sich jedoch im Laufe der menschlichen Besiedlung auf Haustiere und den Menschen aus.

Aufgrund des großen natürlichen Reservoirs an T. cruzi-Parasiten in den Wildtieren Amerikas ist eine vollständige Ausrottung des Parasiten nicht möglich. Stattdessen konzentrieren sich die Kontrollziele auf die Beseitigung der Übertragung und den frühzeitigen Zugang zur Gesundheitsversorgung für infizierte und erkrankte Bevölkerungsgruppen.

T. cruzi kann etwa 130 Arten von Triatominen infizieren, von denen die überwiegende Mehrheit auf dem amerikanischen Kontinent vorkommt.

Die Vektorkontrolle bleibt bis heute die effektivste Präventionsmethode in Lateinamerika. Eine Blutuntersuchung ist erforderlich, um eine Infektion durch Transfusionen und Organtransplantationen zu verhindern.

Chagas-Projekte

In Zusammenarbeit mit den Gesundheitsministerien von Kolumbien und Venezuela werden jeweils 5.000 Personen aus Hochrisikogebieten auf eine mögliche Chagas-Infektion untersucht. Bei positiver Diagnose werden sie in die Patientenliste aufgenommen und erneut untersucht, um das Ergebnis zu bestätigen. Bestätigte Fälle haben anschließend die Möglichkeit, sich einer neuartigen Naturheilmittel-Behandlung (Phytotherapie) zu unterziehen. Zum Abschluss des Projekts werden weitere Untersuchungen durchgeführt, um den Behandlungserfolg zu bewerten.

Derzeit finden Gespräche mit den zuständigen Gesundheitsministerien in Kolumbien und Venezuela statt, um das Projekt weiter auszubauen.

Weitere Informationen zum Stand des Projekts werden in Kürze veröffentlicht.